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AutorenbildKatharina

Der Gärtner meiner Kindheit

Aktualisiert: 14. Juni 2020


… der Ort an dem die Zeit still steht. Wie wenn jemand den Pause-Knopf gedrückt hätte.

An einem verregneten Juni-Tag sind wir, zusammen mit der geliebten Oma zu dem Gärtner meiner Kindheit aufgebrochen. Eigentlich wollten wir ein paar schöne Regenbilder in Gummistiefel schießen und evtl. noch eine Pflanze für unseren Blumenkübel vor der Haustüre kaufen.

Doch als wir um die wohlbekannte Thuja Hecke bogen, da wurde es mir so warm ums Herz. Plötzlich poppten lauter Erinnerungen aus meiner Kindheit auf,...

… der große Hund in seiner Hundehütte, der weiße Bulli-Bus, die Katzenbabys zwischen den sauber gelagerten Töpfen, die Hand meiner Mama die ich gehalten habe, wärend wir durch die Reihen gingen, die endlos erscheinenden Gewächshäuser mit dieser überwältigenden Blumenpracht, die Liebe die in jedem Pflänzchen steckt und der

Herr des Hauses, der gefühlt immer noch genauso aussieht wie früher...

All das war plötzlich wieder da! Wie wenn ich nie fort gewesen wäre....


Wir lachten, und Manfred schmunzelte über die Ähnlichkeit meiner Kinder zu mir in dem Alter. Dann gingen wir durch die Gewächshäuser, bestaunten die Bracht, den Duft und die Vielfalt. Und ich spürte die Liebe in jedem Detail. Die Töpfe wurden nicht einfach nur hingestellt, die Pflänzchen umgepflanzt. Mit Hingabe und Sorgfalt wurde sich jedem Halm gewidmet. Die Gewächshäuser gepflegt und erhalten.

Wir bestaunten die Fuchsien die ich in so einer Schönheit noch selten gesehen habe. Und dann, dann kam dieser Augenblick den ich so sehr Liebe. Der Moment, wenn dein Gegenüber versteht, dass du seine Liebe und Arbeit verstehst und anerkennst.

Viele dieser Pflanzen sind schon so viele Jahre hier. Sie wurden gepflegt und behütet wie ein Schatz. Alle haben sie eine Geschichte, die Manfred nicht vergisst. Viele von Ihnen sind hier gezogen worden, andere gekauft und mit viel Liebe beim Heranwachsen begleitet worden. Wir bestaunten und schmunzelten über die Eigenheiten der Pflanzen. Die eine mag es so, die andere ganz anders. "Du musst es ausprobieren.", so Manfred.

Wir gingen weiter und entdeckten einen Fuchsien-Gigant. Sowas hatte ich noch nie zuvor gesehen. Wie alt er wohl sein mochte? Älter als ich definitiv! Wie klein unser Großer daneben aussah...

Dieser Baum war gut 38 Jahre alt. Der Stamm hatte bereits viele

Wurmlöcher. Und sogar ein so großes Loch, dass der Gärtner seine Hand hindurchstecken konnte. Trotzdem scheint er an seiner Schönheit nichts eingebühst zu haben. Er blühte schöner denn Je. Vielleicht war es seine Art, ein "Danke" zurück zu geben?

Hinter jeder Ecke warteten Geschichten die erzählt werden wollten. Ich merkte schnell, einfach nur eine Blume zu kaufen geht hier nicht.

  1. Hier nimmt man ein Stück Lebenszeit mit, und erzählt sie weiter.

  2. Das mag für manchen nicht wichtig sein, aber für diesen Gärtner sind das hier nicht nur Pflanzen, sie sind treue Wegbegleiter die ihm etwas zurückgeben. Daher werden sie nur in wertschätzende Hände abgegeben.


Ganz hinten, angelehnt an den Glasscheiben, fand ich zwischen all der Pracht unser kleines "Glockenbäumchen". Es strotze vor Blühten und hat genau die richtige Größe für unseren Topf vor der Türe. Ich war sofort verliebt.

Auch diese Bäumchen wurde von ihm gepeppelt und erscheinte heute in voller Pracht.

Vor zwei Jahren bei einem Discounter gekauft, klein und in Plastik gepackt.

Als er es für uns herausholte, war es noch viel schöner als gedacht. Sorgsam wurde es auf dem Beifahrersitz gelegt und zu uns nach Hause gebracht.

Nun steht ein Stückchen "Gärtnergeschichte" vor unserer Haustüre. Sicherlich wird es hier etwas mehr Trubel erleben als in den Gewächshäusern.

Und ich, ich erfreue mich jeden Tag daran...


 

Gärtnerei Roller - Neubulach

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